Kein Thema

Arutileff ist einer der größten Zauberer auf Arcoris. So behauptet er jedenfalls von sich selbst. Im Moment jedoch gibt es Schwierigkeiten. Er und seine Freunde stehen auf einer Lichtung, vor einem großen Tor, dem Eingang zu einem unterirdischen Komplex. Das Portal ist mit ungewöhnlichen Zeichen übersät. Arutileff stutzt und legt die Stirn in Falten.
„Ist die Türe magisch?“ erklingt Tandas Stimme. Sie ist die wohl zweifelhafteste Gestalt in der Gruppe. Ihren bizarren Beruf als Meuchlerin verschweigt sie gerne.
Rotarn, den Krieger, scheint das alles nicht zu interessieren. Er hat sich ins Gras gesetzt und überragt so immer noch Akkinu, den kleinen Jungen.
Aldyron, der Elb, tritt näher und schaut über Arutileffs Schulter, um zu sehen, was der da so treibt.
Die Ablenkung durch seine Freunde macht Arutileff nervös. „Natürlich ist das dumme Ding magisch,“ zischt er und wendet seine Aufmerksamkeit wieder der Tür und den Runen zu. „Stört mich nicht, ich muß mich konzentrieren. Wir haben nur einen Versuch.“
Bei Rotarn kommt Langeweile auf. „Also ich wüßte eine einfachere Methode!“ Er beginnt sich in aller Ruhe seine Fingernägel mit seinem Dolch zu putzen.
„Deine Methoden kennen wir,“ meint Arutileff, „Du wirst direkt die ganze Tür dem Erdboden gleich machen. Ich wende lieber eine sichere Methode an – eine mit Verstand.“
„Sicher!“ Als Antwort auf Arutileffs Bescheidenheit räuspert sich Naoo vernehmlich. Der dunkelhäutige Eingeborene ist erst seit kurzem bei der Gruppe. „Ich erinnere mich noch gut an deine letzte sichere Methode. Es endete damit, daß ich verletzt wurde.“
Arutileff wirbelt herum und giftet Naoo mit leiser, kaum hörbarer Stimme an. „Ich habe nie behauptet, daß die Zauberei einfach zu beherrschen ist.“
Aira, die kleine Halblingfrau, hat aus ihrem Rucksack einen Satz Dietriche hervorgeholt, klimpert damit und sagt: „Wenn ihr meine Hilfe braucht, bin ich auf jeden Fall zur Stelle.“
Aldyron: „Nun laßt Arutileff erst mal seine Arbeit machen. Dann sehen wir weiter.“
Tandas Hund, Noamy, macht inzwischen einen Streifzug durch die Gerüche der Tierwelt. Hier und da markiert er Stellen, die ihm besonders gut gefallen.
Arutileff konzentriert sich wieder. Die Augen geschlossen vollführt er mit den Händen magische Gesten. – Kurz darauf dreht er sich um und grinst: „Kein Thema. Der Weg ist frei.“
„Na endlich!“ Jetzt erhebt sich Rotarn und greift nach seinem mächtigen Zweihandschwert. Zielstrebig geht er auf die Tür zu und öffnet sie. Die anderen folgen ihm. Tief aus der Dunkelheit ertönt unvermutet eine helle Glocke. In diesem Moment entdeckt Aldyron (leider zu spät) einen feinen Draht, der an der Tür befestigt war. Die Freunde sehen sich fragend an.
„Tut mir leid,“ Arutileff zuckt mit der Schulter, „um alles kann ich mich auch nicht kümmern. Ich bin nur für das Magische zuständig. Der Rest ist eure Sache.“
Aus der Tiefe des geöffneten Ganges hört man die sich nähernden Schritte mehrerer Personen. Naoo: „Sichere Methode!?“
Rotarn verzieht sein Gesicht zu einem Lächeln. Mit erhobenem Schwert geht er voran. „Folgt mir. Endlich gibt‘s was zu tun!“